Historisches zum Kinderschützenfest |
Das Gründungsdatum des Bodenteicher Kinderschützenfestes liegt im Dunkeln. Da aber beispielsweise im Nachbarort Lüder bereits 1880 ein Antrag beim Landratsamt auf die Abhaltung eines Festes für die Kinder gestellt wurde, kann davon ausgegangen werden, daß zu dieser Zeit bzw. auch schon davor in Bodenteich ein Kinderschützenfest gefeiert wurde. Bilder aus den ersten Jahren des vergangenen Jahrhunderts zeigen bereits ein wohlorganisiertes Bild aktiv teilnehmender Kinder und wenn man bedenkt, daß insbesondere in der Kaiserzeit den Kindern das Interesse für die Uniform anerzogen wurde, so kann man sicher sein, daß das Kinderschützenfest in Bodenteich bereits in dieser Zeit seinen Stellenwert gehabt hat. Das wird umso deutlicher, wenn man überlegt, daß die Unterhaltungs- möglichkeiten für Kinder in dieser Zeit eher gering waren, und das Schützenfest im Jahr einen Höhepunkt bildete.
Das gleiche galt auch für die Zeit zwischen den Kriegen, und als dann im Jahre 1950 wieder das erste Schützenfest nach dem Kriege gefeiert wurde, war die Begeisterung auch bei den Kindern riesengroß. Eine große Zahl an Kindern – nicht zuletzt auch infolge der vielen in Bodenteich wohnenden Flüchtlingskinder – marschierte am Freitag nach Pfingsten zur Blasmusik der Kapelle Martin Müller durch die Straßen Bodenteichs. Voran die „Großen“ bis 14jährigen mit Holzgewehr, dahinter die Kleineren mit blumengeschmücktem Holzknüppel, der sog.“Knüppelgarde“. Schön anzuschauen die vielen Mädchen mit ihren bunten Blumenbögen. Unter großer Beteiligung der Erwachsenen wurde dann der Parademarsch auf dem Marktplatz durchgeführt. Zuvor traf man sich mit den Betreuern „Schulten Otto“ und „Mein`cken Otto“ zum Exerzieren und an zwei Donnerstagen wurde versucht, den Kindern im Schützenhaus beim sog. Vortanzen die Grundbegriffe des Tanzens beizubringen. Kindertänze wie „Lieber Schuster du...“, „Wenn hier `n Pott mit Bohnen steit...“, Polka und Walzer haben einer ganzen Kindergeneration die Grundbegriffe und Freude am Tanzen gelehrt. Und wenn dann am Freitagnachmittag der Kindertanz begann, mußten sich die Paare in zwei Reihen auf dem Saal aufstellen, denn es konnte nur wechselweise getanzt werden, so groß war der Andrang. Mit eiserner Disziplin wachten die Betreuer darüber, daß niemand zweimal tanzte. Auf dem Vorplatz vergnügten sich derweil die Kinder mit dem Kettenkarussell, der Schiffschaukel und der Schießbude von Gansebohms. Zuvor hatte Bäckermeister Bernhard Rabe alle Kinder in langer Schlange antreten lassen, um ihnen eine kostenlose Eiskugel auszugeben – übrigens die einzige Spende, die ein Kind damals kostenlos genießen konnte!
Kinderschützenfest 1910; diese Aufnahme entstand vor dem ehemaligen Kolonialwarengeschäftes Wittenberg, In den 50er Jahren hatten die Schüler am Freitag nach Pfingsten schulfrei, wenn sie dann am Kinderschützenfest teilnahmen. Auch daraus erklärt
Kinderschützenfest 1955: 2. Hptm. Helmut Müller |