Historisches der Schützengilde Bodenteich

Entwicklung der Schützengilde Bodenteich von 1802 bis 2002



Das Alter der Schützengilde Bodenteich konnte bisher nicht ermittelt werden. Der Bodenteicher Gilde geht es daher wie vielen alten Schützengilden, die den Tag ihrer Gründung oder wenigstens das Gründungsjahr nicht mit Bestimmtheit nachweisen können. Die Schützengilde Bodenteich hat nachweislich schon im Jahre 1802 bestanden. Als Beweis dient ein Königsorden aus dem Jahre 1802 des Königs I.-H. Lübbecke. Die Bodenteicher Schützengilde zählt damit zu den ältesten in Deutschland. Die Gilde ist somit in einer Zeit gegründet worden, in der sich überall in Europa das Streben nach politischer Freiheit und nationaler Einheit der Völker regte. So liegt die Vermutung nahe, daß die Vorgänger der Gilde aus der Landwehr und dem Landsturm, der Bürgerwehr des 19.Jahrhunderts, hervorgegangen sind. Später wurde ein Orden des Königs Knop aus dem Jahre 1818 bei den Kanalisationsarbeiten im Jahre 1955 in 1 m Tiefe in der Bergstraße in Bad Bodenteich gefunden.
Zur Belebung des Schützenwesens wurde 1835 durch den Amtmann A.F.C. Stromeyer eine Schützengesellschaft gegründet, die aus drei Rotten (Colonnen) – den Jägern und zwei weiteren Jäger bzw. nicht näher bekannten Rottenbestand. In den Allgemeinen Bestimmungen über die öffentliche Schützenfeier im Flecken wurde der Ablauf der Schützenfeier festgeschrieben.


Alte Königsorden der Bodenteicher Gilde, der älteste von I. H. Lübbecke aus dem Jahre 1802

Diese Allgemeinen Bestimmungen von 1835 wurden durch die von Bürgermeister H. Daniel Schulze 1874 aufgestellten Statuten der Schützengesellschaft zu Bodenteich neu gefaßt. Die Bestimmungen regeln den Ablauf des Festes, die Aufrechterhaltung der Ordnung und enthalten Vorschriften über die Teilnahme am Schützenfest.
Die Stellenbesitzer (Hausbesitzer) bildeten die Schützengesellschaft und waren zur Teilnahme verpflichtet. Auch sonst „kann jeder zugelassen werden, welcher vom Vorstand ... als qualifiziert dazu erachtet wurde“. Diese Statuten gelten heute noch. Auf diese Statuten haben die neu ernannten Offiziere ihr Gildegelöbnis abzugeben. Durch die Besetzung des Landes durch napoleonische Truppen von 1803 bis 1815 konnten keine Schützen- und Bürgerfeste gefeiert werden. Die Bürger Bodenteichs haben es nach den Zeiten der Besetzung und des Niederganges - insbesondere nach den Großbränden in der Franzosenzeit - verstanden, sich wieder hochzuarbeiten, um eine Besserung der Verhältnisse herbeizuführen.
So ist die Bodenteicher Gilde seit jeher symbolischer Garant für die Rechte und Selbständigkeit des Fleckens.
Zentrum des damaligen Gemeindelebens war das Gelände der 1000jährigen alten Wasserburg, die für fast 15.000 Einwohner – 2/3 des heutigen Landkreises – 500 Jahre Verwaltungs- und Gerichtszentrale war und Mitte des 19.Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Trennung von Justiz und Verwaltung wieder verlorenging.


König Heinr. Prösch 1910 mit Gefolge vor seiner Residenz in der Neustädter Str. (heute Gasths. Bodendiker)

Die Einbeziehung des Burggeländes in den Schützenfestablauf seit 1986 läßt eine alte Tradition aufleben.
Der Bürgermeister (Hausvogt) verliest auch heute noch auf dem Burghof die gegenwärtigen „Allgemeinen Bestimmungen über die öffentliche Schützenfeier im Flecken Bodenteich“ und spricht die Empfehlung zur strengen Nachachtung aus.

Diese sahen im § 5 vor, daß „.. in guter Ordnung auf das Amt marschiert wird, allwo der Gesellschaft von dem Herren Hausvogte gegenwärtige allgemeine Bestimmungen vorgelesen und zur strengen Nachachtung empfohlen werden...“. Dieses ist so genau vor 167 Jahren geschehen und soll in Wahrung der Traditionen beibehalten werden.
Dieser und weiterer Brauchtum ist nahezu seit 167 Jahren in kaum geänderter Form erhalten geblieben. Die Gilde hat bis in die Gegenwart ihre Traditionen bewahrt und Bürgersinn, Kamerad- schaft, Heimatbewußtsein und Brauchtum im Flecken gepflegt. Kennzeichen dieses besonderen Brauchtums sind:

- die Teilnahmeverpflichtung aller männlichen Bürger ab 18. Lebensjahr
- keine Einschränkung des Teilnehmerkreises mit Gastlichkeit
- Ausschmückung des Ortes unter Anteilnahme der gesamten Bevölkerung
- Ausschießen eines Königs, dem eine besondere Ehre zuteil wird - Bezeugung des Zusammengehörigkeitsgefühls im großen Festumzug
- festliches Gelage mit zündenden Ansprachen
- die Öffnung aller Offiziershäuser für die Gildebrüder und Gäste zur kostenlosen Einnahme eines Frühstücks und Gewährung von großzügigem Freibier
- Zapfenstreich durch eine Patrouille zur Kontrolle der Gaststätten
- Parademarsch zu Ehren Seiner Majestät


Oberst Günther Eberhardt und Adju Arthur Schulz hoch zu Roß Anfang der 50er Jahre

Das Bodenteicher Schützenfest ist das populärste gesellschaftliche Ereignis im Flecken Bad Bodenteich. Es wird getragen von vier aktiv mitmarschierenden Rotten und einer Damenrotte, die den Schießsport und die Geselligkeit pflegt.
Darüber steht der Gildestab – der Gildevorstand.
Das Jägercorps ist im Jahre 1850 gegründet worden und trägt die Uniform der ehemaligen Hannoverschen Gardejäger – eine leichte und schnelle Infanterietruppe, die u.a. der staatlichen Repräsentation diente, wie die Wacheinheiten des Bundesgrenzschutzes.


Ummarsch 1950 in der Hauptstraße; vorne Fahnenträger Ernst Werner, dahinter die Jäger (noch ohne Holzgewehr), gefolgt von der Neustädter und der Bodenteicher Rotte

Die anderen Rotten haben ihren Ursprung aus dieser Zeit, sind jedoch erst seit Mitte der 30er Jahre im vorigen Jahrhundert in der jetzigen Form organisiert.
Die Bodenteicher Gilde kennt keine Aufnahmebedingungen, Gebühren und Beiträge. Das vom Gildekassierer im Hause vor dem Fest persönlich kassierte Stellengeld und die Ausmarschgelder sowie die zahlreichen Geld- und Bierspenden der Freunde des Festes finanzieren die Festtage und das Gildeleben. Daß die Gilde auch heute im Flecken noch in dieserWeise wirken kann, erklärt sich dadurch, daß die Mitglieder der Gilde aus vielen Schichten der Bevölkerung kommen und bei gemeinsamen Veranstaltungen ein reger Gedankenaustausch aus den Bereichen Beruf, Familie, Politik, Sport und dem täglichen Leben betrieben wird. Männer der Gilde waren und sind auch heute noch in verantwortlichen Gremien des Fleckens und der Samtgemeinde tätig und lenken die Geschicke des Fleckens zukunftsorientiert.


1962: Rottmstr.H.Burmester meldet Oberst H.Müller

Es feiert kein Verein mit eingetragenen Mitgliedern, sondern alle Bürger und Einwohner, denen Tradition, Brauchtum und die Pflege des Zusammenhaltes in unserer Gemeinschaft am Herzen liegen. Die Gilde trägt mit der Wahrung der überlieferten Formen aus den vergangenen Jahrhunderten dazu bei, die überlieferten Werte wachzuhalten und den erforderlichen Bürgersinn und Einsatz auch im Flecken zu erhalten. Die Gilde hat es immer vermocht, den Gemeinsinn der Bürger zur Verwirklichung von allgemeinen und besonderen Zielen und Vorhaben des Fleckens zu aktivieren.
So hat die Schützengilde Bodenteich seit Jahrhunderten erheblichen Anteil an der Entwicklung des Fleckens zu einem kulturellen, wirtschaftlichen Handelszentrum.


Bürgermeister H. Schäfer verliest die Statuten auf dem Marktplatz, daneben Oberst Eberhardt

 

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